Als er mit seinem Schnubbi noch aussah wie der böse Doppelgänger von Michael Knight. Nur wenige Stunden nach dem Kennenlernen landen sie auf dem Rücksitz von Clyde’s Auto. Sie werden ein Paar und treffen sich durch Zufall im Wartezimmer desselben Psychologen wieder. Clyde ist hier, weil er in seiner Kindheit mal einen Hund explodieren lassen hat, Bonnie, weil sie kleptomanisch ist. „Sagt der. Aber eigentlich bin ich im Kopf ganz gesund“. Beide haben eine zerrüttete Kindheit hinter sich und geben ihrem Leben einen Sinn, indem sie Bonnie und Clyde nacheifern. Masken auf – von George W. Bush und Osama Bin Laden – in die Bank rein, Mitarbeiter bedrohen, rausspazieren. Und wenn nötig, dann eben den umlegen, der im Weg steht.
Nora Mansmann inszeniert „Clyde und Bonnie“ nach der Vorlage von Holger Schober. Schrill, grell, bunt und laut geht es auf der Bühne des Mörgens zu. Viele Flashbacks geben Einblicke in die zerstörte Kindheit der beiden Protagonisten. Einzelne Puzzleteile setzen sich zu einem Bild von Zerrüttung zusammen. Mansman lässt die Protagonisten selber erzählen, warum sie so sind wie sie sind. Emilia Rosa de Fries ist Bonnie, die alle Typen in der Stadt kennt, die ihren schwingenden Hintern jederzeit als Mittel zum Zweck einsetzt. Bonnie bewegt sich permanent zwischen lasziv, lässig, prollig und ab und an lässt sie ein wenig Tiefsinn durchblicken. Sie stakst in türkis-rosa getigerter Leggings über die Bühne, rückt ihren Minirock schamlos zurecht und träumt zusammen mit Clyde von einem selbst bestimmten Leben. Philipp Manuel Rothkopf gibt einen betont coolen Clyde, nach dem ersten Sex kriegt er es mit der Angst zu tun, als Bonnie ihm „ich liebe Dich“ entgegenjuchzt. Sein Fluchtziel ist Algerien, denn „auf die Malediven flüchtet ja jeder“ und mal lehnt er mit einer Kippe im Mundwinkel an der Wand und redet in Tonlage des Westernhelds. Die beiden bewegen sich stets von Tragik zu Komik und zurück, eine tolle schauspielerische Leistung! Ein Stück für alle, die auf laut, bunt und direkt stehen!
Text: Barbara Taxhet
Foto: Wil van Iersel
Termine im Februar:
4., 11. und 19.2.
„Clyde und Bonnie. Ein B-Movie von Holger Schober“
20 Uhr, Theater Aachen, Mörgens
Karten gibt’s bei Klenkes Ticket
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