Im Keller der Brewster-Schwestern, zwei reizende alte Schachteln, stapeln sich (buchstäblich) die Leichen. Die Vergiftung einsamer Herren ist für sie ein Akt des Mitgefühls.
Drumherum agieren ihre drei Neffen: der mental angeknackste Teddy (Tim Riedel), der sich für Präsident Roosevelt hält und für seine Tanten sogar den Panama-Kanal – die Gräber – aushebt; Theaterkritiker Mortimer (Jonas Müller-Liljeström), der Einzige mit Menschenverstand in dem Szenario; sowie der entlaufene Massenmörder Jonathan, der mit Leiche im Gepäck und dem ominösen Gesichtschirurg Dr. Einstein (Heike Wiltrud Schmitz) im Schlepptau anrückt.
Deckmantel Irrenhaus
Ulrich Wiggers inszeniert das Ganze zu Recht unter dem Deckmantel des Irrenhauses. An Charakteren fehlt es dem Erfolgsstück des Amerikaners Joseph Kesselring von 1939 wohl nicht.
Auch auf der Grenzland-Bühne staut es sich, der komödiantische Schwung gerät jedoch eifrig ins Stocken. Mal lacht man über einen Moment des Wortwitzes, mal lässt man es lieber bleiben.
Sympatisches Ensemble
„Bumm-Bumm“ und „Bobbele“ wird Psycho-Schurke Jonathan, der von Schauspieler Boris Becker mit Rotschopfperücke gemimt wird, neckisch gerufen. Wiggers Regie eckt mit Narreteien wie dieser an, liefert aber glücklicherweise ein sympathisches Ensemble.
Liebenswert naiv spielt Gundi-Anna Schick als Martha Brewster, die mit ihrer gestreiften Strumpfhose was von einer Oz-Hexe hat. Ohnehin suggerierten Bühne (Matthias Winkler) und Kostüme (Noelie Verdier) – irgendwo zwischen Gruselvilla und Tim Burton-Gothic – das hier was nicht mit rechten Dingen zugeht.
Bühnenbild mit Schreckeffekt
Gewünscht hätte man sich ein bisschen mehr Mut, sprich: Wenn schon surreal, dann bitte mehr als bloß eine Spinne im Dutt. Das Bühnenbild hielt sich in puncto Schreckeffekt kaum zurück. So krachte während der Aufführung versehentlich ein Scheinwerfer aus seiner Fassung.
Das Publikum nahm es – wie es sein soll – mit Humor. So ist Theater: Die einen gehen, die anderen stehen – mit Applaus.\ sh
1.9. bis 1.10.
„Arsen & Spitzenhäubchen“
20 Uhr, Grenzlandtheater und weitere Spielorte
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