Völlig aus dem Häuschen waren die Besucher der Premiere von „Fiddler on the Roof“. Kaum schloss sich der Vorhang, schossen die Zuschauer von ihren Stühlen hoch und gaben Standing Ovations. Die Sänger, Tänzer und Schauspieler, allesamt zwar etwas ausgelaugt von drei Stunden fantastischer Spielleistung, schauten überglücklich und konnten kaum fassen, wie begeistert das Publikum war.
Dabei bahnte sich die Begeisterung bereits während des Stücks an. Kaum verklang der erste Song, gab es Szenenapplaus. Da gibt es nichts weiter zu sagen als: Mit ihrer Inszenierung hat Ewa Teilmans einfach alles richtig gemacht. Großartige Musik, gepaart mit einer Heerschar an Sängern, agilen Tänzern, Schauspielern, die singen, Sängern die schauspielern. Humor, Witz, Tradition und Tragik verbindet sie zu einem stimmigen Gesamtwerk.
Binnen Minuten ist der Zuschauer mitten in ihrem kleinen jüdischen Ghetto irgendwo im Nirgendwo, lacht laut mit der Gemeinde über ihre alltäglichen Problemchen, fühlt mit dem Milchmann Tevje, der mit unerschütterlicher Zuversicht auch in schlechten Zeiten Licht am Ende des Tunnels vermutet und ist erschüttert beim großen, fulminanten Finale. Dafür sorgt neben der Musik und dem Spiel auch das tolle Bühnenbild von Andreas Becker, der dank Drehbühne wunderbare Bilder- und damit auch Stimmungswechsel erzeugt.
Dabei sah es zu Beginn so trostlos aus: Neblig ist es. Auf dem Boden liegen angeranzte Koffer. Schemenhaft erkennt man die Umrisse eines Gebäudes. Mehr Ruine als bewohnbares Haus. Ein umgekippter Bus, der als Wohnunterkunft dienen soll. Sperrholz und Wellblech, das muss eben reichen für die kleine Siedlung. Schüsse hallen durch den Ort, in der Ferne donnern die Kanonen. So sieht das Leben aus in Anatevka.
Doch inmitten dieser Tristesse lebt Teilmans gut durchdachte und bis in kleinste Detail perfektionierte jüdische Gemeinschaft, allen voran Milchmann Tevje (Bart Driessen). Vater von fünf Töchtern. Gutmensch. Lebensbejaher. Und definitiv Publikumsliebling.
Oder war das vielleicht doch der erste Kapellmeister Justus Thorau, der das Orchester souverän durch die verschiedenen musikalischen Facetten steuerte und damit für eine fabelhafte Mischung aus klassischem Broadway-Sound und fast schon traditionellen jüdischen Gesängen sorgte?
Was soll man bei all dem Lob also noch sagen? Vielleicht am ehesten einen kleinen Dank:
Lieber Herr Schmitz-Aufterbeck, vielen Dank, dass Sie so mutig waren die Sparte Musical nach Aachen zu holen! Und liebe Frau Teilmans, vielen Dank dass Sie mit Ihrer Inszenierung ein Stück Broadway nach Aachen gebracht und bewiesen haben, dass ein Musical, wenn es dann gut inszeniert ist, stimmungsgeladen und tiefgründig sein kann. Vielen Dank! \ kw
Tickets gibt es bei KlenkesTicket im Kapuziner Karree.
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