„Hallo! Wie geht es Ihnen? Herzlich Willkommen! Wir freuen uns sehr, dass Sie da sind.“ Von überall begrüßen einen die jungen Schauspieler, lächeln freundlich, geben dem Publikum die Hand. So beginnt der Theaterabend mit „Eine Handvoll“ im Mörgens. Doch dann kommt die erste Hürde. „Bitte ziehen Sie Ihre Schuhe aus. Sie können sich Pantoffeln nehmen.“
Es wird gestöhnt, gejammert und gelacht. „Das ist ja wie im Hotel hier!“, „Wie, Schuhe aus?! Die werden aber nicht geklaut, oder?“, „Hätte ich heute mal nicht die Schnürschuhe an, ich halte ja den ganzen Verkehr hier auf!“, „Mist, ich hab Löcher in den Socken“ und „Gott sei Dank ist das die Premiere, da sind die Pantoffeln wenigsten noch frisch“, hallt es aus dem Eingangsbereich.
Dann kommt Dämpfer Nummer Zwei: „Bitte Männer und Frauen getrennt. Männer nach rechts, Frauen nach links!“ Also schlürft das Publikum erst einmal auf seinen roten Pantoffeln – in denen die wirklich eigenartigsten Strumpfvariationen stecken – durch das Mörgens auf der Suche nach einem Platz. Auch dabei wird man von den jungen Schauspielern unterstüzt: „Dort ist noch etwas frei, setzten Sie sich bitte dort hinüber.“
Nach zehn Minuten hat auch der letzte seinen Platz gefunden und im Mörgens wird es dunkel. Aus den freundlichen Platzeinweisern werden Zauberer, Trompetenspieler oder Sänger. Freunde, Fremde oder Beobachter. „Es ist nur eine Illusion“ wird dem Publikum entgegen geschrien. Und schnell ist man im Thema. Wann ist ein Lächeln echt, ein Trompetenspiel real, ein Glaube zu beweisen.
Antwortsuche
Acht junge Menschen aus Palästina, Deutschland, Syrien, dem Irak und dem Iran haben zusammen mit dem Regisseur Robert Seiler – in der Spielzeit 2009 bis 2013 selber Schauspieler am Theater Aachen – ein Schauspiel entwickelt, in das sie ihre Wahrnehmung der Themen Manipulation durch Menschen und Medien einfließen ließen.
„Ich bin verwirrt, weiß einfach nicht mehr, was ich glauben soll“, klagt eines der jungen Mädchen. Ein Junge hilft: „Nicht alle Fragen können beantwortet werden.“ An die Wand werden immer wieder Bilder und Videos aus aktuellen Berichterstattungen geworfen. Aus den Lautsprechern erklingt wiederholt das Requiem Lux Aeterna, unterlegt die einzelnen Episoden mit theatralischen Klängen.
Das Publikum war am Ende des Stücks begeistert. Zwar spielen hier keine Profis, dennoch ist „Eine Handvoll“ ein ambitioniertes Projekt mit jeder Menge Tatendrang und Spielfreude. Die acht Darsteller Ali Mohammadi, Zanyar Hannan, Mustafa Alzuabidi, Ahmad Gorbani, Youssef Abojobbah, Jule Urmes, Judith Okon und Muhammed Duran wurden mit lautem Klatschen immer wieder auf die Bühne gerufen und brachen im Vorraum des Mörgens selber in lautes Gejubel aus und feierten den gelungen Abend noch auf einer kleinen Premierenparty.
Das gemeine Publikum schlurfte in den roten Pantoffeln wieder zu seinen Schuhen. Dem ein oder anderen wurde noch zu seiner extrovertierten Sockenwahl gratuliert. Natürlich waren noch alle Schuhe da. \ kw
3., 11. + 19.2.
20 Uhr
Tickets gibt es bei KlenkesTicket im Kapuziner Karree.
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