Eine Tür öffnet sich zur Bühne hin. Die Rahmenhandlung beginnt zum Lied „Je veux“ von Zaz. In dem Lied geht es um Liebe, Freude, Fröhlichkeit und darum, der oberflächlichen, materiellen Welt den Rücken zu kehren und eines Tages glücklich „mit der Hand auf dem Herzen“ zu sterben.
Auf der Bühne räumt eine Frau, halb singend halb summend zum Lied, die Bühnenrequisiten ab. Ein Umzug steht an. Plötzlich fällt ein Karton um und blaue Briefe fallen aus der Kiste zu Boden. Es sind die Briefe des todkranken Oskar. Ein Moment des Stillstands und der Verwunderung.
Dann beginnt die Frau die Briefe zu öffnen und laut vorzulesen. Dabei taucht sie in die Rolle des kleinen Oskar. Wir sind in der Vergangenheit. Oskar trägt seine Briefe vor. Der Empfänger: Gott. Die Erzählung einer tief traurigen und ebenso beflügelnden Geschichte beginnt: Oskar ist zehn Jahre alt und todkrank.
Er hadert mit seiner Krankheit und ist frustiert. Dann begegnet er der Dame in Rosa. Sie entwickelt für ihn Möglichkeiten, dem Tod positv entgegenzutreten und ist die Einzige, die den Mut hat, mit ihm über seine Fragen nachzudenken. Sie schlägt Oskar vor, Briefe zu schreiben, in denen er seine Gedanken, sein Leid und seine Wünsche an Gott adressiert.
Um das Leben im Krankenhaus für ihn aufregend zu gestalten und das Leid seiner Krankheit erträglich zu machen, fordert sie ihn außerdem dazu auf, seine verbleibenden Tage so zu leben, als sei ein Tag ein Jahrzehnt. Oskar, der von seinem Schicksal, seinen Eltern und dem Leben an sich enttäuscht ist, nimmt die Vorschläge an. In dem Versuch, sich Gott Briefe schreibend zu nähern, und seine verbleibende kurze Zeit zu nutzen, als wären es Jahrzehnte, erfährt er das Erwachsenwerden in nur wenigen Wochen und wird in seiner Vorstellung sogar älter als hundert Jahre.
In seinen Briefen erzählt er von seinen Abenteuern, die er auf dem rasanten Weg zum Erwachsenendasein erlebt. Seine Briefe sind seine ehrlichen und ungefilterten Worte an die Instanz, die für ihn Hoffnung und Freund gleichzeitig ist. Die Briefe sind separate Szenen, die miteinander eine zusammenhängende Handlung erzählen. Schauspielerin Susann Toni Wagner stellt in dem Einpersonenstück jede Rolle gekonnt und glaubwürdig dar.
Die vielleicht herausforderndste Rolle ist die von Oskar. Kreative Einfälle und starkes schauspielerisches Handwerk lassen den Zuschauer die Emotionen des zehnjährigen Oskar stark mitfühlen. Ein Einpersonenstück ist immer eine große Aufgabe, sowohl schauspielerisch, als auch dramaturgisch. Das Das Da Theater hat sich dieser Herausforderung mutig gestellt und dabei ist ein berührendes Stück gelungen, das für Kenner und Nicht-Kenner der Geschichte interessant ist. Langer Applaus, Bravo-Rufe, Tränen in den Augen und nachdenkliche Gesichter – dem Publikum hat‘s auch sichtlich gefallen. \sim
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