Jedes Jahr im Sommer baut das Das Da Theater seine temporäre Tribüne im Innenhof der Burg Frankenberg auf. Und jedes Jahr im Sommer geht damit der Wunsch nach einem stabilen Aachener Sommerwetter einher. Dabei gilt Regen nicht mal als Grund, eine Vorstellung ausfallen zu lassen. „Wir mussten erst einmal absagen. Da hat es aber auch gewittert. Unwetter ist das einzige, was uns vom Spielen abhalten könnte. Alles andere ist machbar“, erzählte Tom Hirtz, künstlerischer Leiter des Das Da Theater, bei der Pressevorbesprechung. Auch dieses Jahr sei man mehr als optimistisch, dass alle Spieltermine stattfinden können. Und das sind immerhin einige – bis zum 5. August wird das Stück bis zu dreimal wöchentlich aufgeführt.
Beim Premierenabend am 21. Juni bleibt es dann tatsächlich unwetterfrei. Und sogar regenlos. Dafür fröstelt es einen ordentlich; das Aachener Wetter ist ja gerade nicht so der Garant für Beständigkeit. Das Gute ist aber: Das Sommer-Stück des Das Da Theater ist mit viel Witz, Tempo und Musik durchweg unterhaltsam. Das macht das Frieren fast schon erträglich.
Die Unterhaltung beginnt schon vor dem Eingang der Burg Frankenberg. Mit Akrobatik und Jonglage wird am Premierenabend auf einen Abend auf dem Rummel eingestimmt. Denn Shakespeares „Viel Lärm um nichts“ wird nicht etwa originalgetreu in einem vergangenen Jahrhundert verortet, sondern in dieser Das Da-Adaption in den 1950er-Jahren in den USA. Auf einem Jahrmarkt. Und auf dem darf sich vor dem Beginn des Stücks dann auch kurz das Publikum vergnügen. Zumindest am Getränke- und Essenstand. Hier gibt es nicht nur Popcorn, sondern auch Zuckerwatte und original Budweiser. Auf der Tribüne Platz genommen, übernehmen dann die Schauspieler des Das Da die Rummelbühne. Mit einer fetzigen Eröffnungsnummer. Der Titel: „Rock’n’Roll is here to stay“ von Danny & The Juniors. Auch bekannt aus dem Klassiker Grease.
Und damit wird auch die Inszenierungsidee hinter der Adaption des Shakespeare-Stoffs in die 1950er-Jahre ziemlich schnell deutlich. „Wir fanden interessant, welches Spiel mit Rollenklischees, Frauen- und Männerbildern dadurch möglich wird“, so Maren Dupont, verantwortlich für die Inszenierung, beim Vorgespräch. Die Geschichte bleibt dieselbe: Zwei Liebespaare finden sich, werden durch Intrigen zu Umwegen gezwungen, am Ende gibt’s aber doch ein Happy End.
Die Verlagerung der Zeit birgt den Vorteil, dass – ganz dem greasigen Anspruch entsprechend – viel Witz, Komik und Musical-Nummern mit bekannten 50er-Jahre-Songs möglich werden. Das macht Laune. Nicht nur beim Publikum, auch das Ensemble ist mit sichtbarer Spielfreude dabei und macht den kalten Premierenabend zu einem Herzwärmer – nicht nur wegen des Budweiser. Druchgefroren, aber nicht schockgefrostet, dafür aber mit dem ein oder anderen Ohrwurm und dem Drang, die Hüften kreisen zu lassen, verlässt das Premierenpublikum nach einem berechtigt langem Applaus die Burg Frankenberg.
So, wie es sich Tom Hirtz und Maren Dupont gewünscht hatten. „Unser Shakespeare hat nur noch wenig mit der Originalfassung zu tun“, so Tom Hirtz. Und Maren Dupont ergänzte: „Nicht nur zeitlich, auch sprachlich haben wir die Handlung einer Modernisierung unterzogen. Zwar auch in vergangene, aber sehr viel buntere Zeiten.“ Das hat einen ganz simplen Grund: „Wir wollen den Besuchern einen schönen Abend garantieren. Es gibt nichts Schlimmeres, als ein Stück gesehen zu haben und sich danach eher überfordert als unterhalten zu fühlen.“ Wer also den originalen Shakespeare sehen will, dem sei geraten: Dann lieber nicht auf die Burg gehen. Allen anderen sei gesagt: Nichts wie hin auf die Burg. Das wird unterhaltsam. Aber Jacke nicht vergessen.
diverse Termine (fast ausverkauft!)
„Viel Lärm um nichts“
21 Uhr, Burg Frankenberg
www.dasda.de
WEITEREMPFEHLEN