Von Christina Rinkens
Als das Das Da Theater vor zwei Jahren, also 2017, sein 30-jähriges Bestehen feierte, wollte das Team um Gründer und Intendant Tom Hirtz von seinem treuen Publikum wissen: Welches Stück der letzten Jahre soll noch einmal auf die Bühne gebracht werden? Das Ergebnis war ziemlich eindeutig: Zwölf Jahre nach der Premiere auf der Das Da-Bühne kommt das Kult-Musical „Linie 1“ zurück in die Das Da-Spielstätte.
War der deutliche Erfolg von „Linie 1“ bei der Zuschauerbefragung denn eine Überraschung? Für Tom Hirtz eigentlich nicht: „Das Stück war bereits vor zwölf Jahren ein Zuschauererfolg.“ Eines war aber auch direkt klar: Die Vorbereitungen für ein aufwendiges Musical wie „Linie 1“ sind nicht mal eben umgesetzt. Deshalb wurde mehr Vorlauf eingeplant und die Wiederaufnahme nicht bereits für die Spielzeit 2017/2018 geplant, sondern eben erst für die jetzige Spielzeit.
Und nun? Einfach alles machen wie damals? Nicht ganz. Dabei gibt es einen klaren Vorteil: Regisseur, Bühnenbildner Frank Rommerskirchen, Dramaturgin Maren Dupont und musikalischer Leiter sind immer noch da. Nicht nur, weil Tom Hirtz wieder die Regie übernimmt, sondern weil dem Das Da Theater auch weitere Schlüsselfiguren des Theaters seit Jahren die Treue halten. So ist auch Christoph Eisenburger bereits seit 1991 musikalischer Leiter. Auch Teile des Bühnenbilds sind geblieben: Die kostspieligen, extra angefertigten Metalltreppen für den Abgang auf den U-Bahn-Steig sind zum Beispiel noch da. Nur eingelagert gewesen, konnten sie für die Neuinszenierung wieder entstaubt werden.
Spielfreude und Geschichtsunterricht
Und so klärt sich auch: Das Bühnenbild bleibt dasselbe. Wenn auch – bis auf die Treppen natürlich – komplett neu gebaut. Aber eben nach dem Vorbild das Bühnenbilds von vor zwölf Jahren. 16 Meter breit, sechs Meter hoch, vier Meter tief. Mal Bahnsteig, mal die U-Bahn, eben die Linie 1. Aber auch hier zeigt sich: Einiges ist neu. Denn über der Bühne hängt ein Balkon für die fünfköpfige Live-Band rund um Christoph Eisenburger.
Da s Besondere an der Bandkonstellation: Einige der jungen Musiker haben das Stück bereits vor zwölf Jahren am Das Da Theater gesehen. Allerdings ohne Live-Musik, denn damals gab es die Musik vom Band. Umso wichtiger war für Eisenburger, den Sound der 80er auch live auf die Bühne zu bringen. Das dafür nötige Keyboard hatte er glücklicherweise noch zuhause.
Auch das Kostümbild wirkt wie ein Revival zurück in die 80er. Heike Engelbert, neu im Team des Das Da Theaters, hat sich ausgetobt und bemüht, alle Klischees aufleben zu lassen. Dabei war die Neuentwicklung des Kostümbilds und der Ausstattung aber auch eine Herausforderung – immerhin gibt es insgesamt 80 Figuren, zahlreiche schnelle Wechsel und viele Tanzszenen. Für die hat nämlich Eveline Gorter, ebenfalls neu, mit einer eigens entwickelten Choreografie gesorgt, die auch weniger auf Symmetrie, als auf eine bunte Vielfalt setzt.
„Es bleibt also das selbe Stück, aber in einer neuen Inszenierung“, so Tom Hirtz. „Auch wer das Stück bereits vor zwölf Jahren gesehen hat, der wird es zwar an sich wieder sehen, aber ganz anders.“ Und der Andrang ist riesig. Die Premiere war bereits innerhalb von 30 Minuten ausverkauft, für die anderen Termine schon mehr als 90 Prozent der Tickets. Aber keine Sorge: Es wird Zusatztermine geben. Tom Hirtz: „Es ist eines meiner absoluten Lieblingsstücke. Eine echte Herzensangelegenheit. Auch heute noch ist das Musical aktuell. Es stellt die Frage, wie wir Menschen miteinander umgehen. Es behandelt die Sehnsucht nach der großen Liebe. Und es ist bei allem Witz immer auch ein politisches Stück.“
Die zehn Schauspielerinnen und Schauspieler legen sich mächtig ins Zeug. Spielen, Singen, Tanzen. Und das knapp zwei Stunden lang. Neun von zehn gehören zum festen Ensemble des Das Da Theaters. Nur eine Darstellerin wurde extra gecastet. „Unser Mädchen“, wie Tom Hirtz sagt. Das Mädchen in „Linie 1“ spielt nun Mariyama Ebel. „Sie ist perfekt für die Rolle“, so Hirtz. Auch wenn sie und die anderen Schauspieler eines eint: Eigentlich sind sie zu jung und haben die 80er nicht bewusst erlebt. Deshalb wurden die ersten Proben auch fast zum kleinen Geschichtsunterricht. Denn das Stück wird bewusst im Jahr 1986 in West-Berlin gelassen. Für Tom Hirtz waren die Vorbereitungen deshalb vor allem eines: „eine schöne Zeitreise.“ \
diverse Termine bis Juni (weitere folgen)
„Linie 1“
verschiedene Uhrzeiten, Das Da Theater
Zum Stück
„Linie 1“ erzählt die Geschichte eines Mädchens aus der Provinz, das nach Berlin reist, um ihren Liebsten zu treffen, den Sänger Johnnie. Auf dem Weg nach Kreuzberg in der U-Bahn-Linie 1, „dem Orientexpress“, erlebt sie den Großstadtdschungel Berlins mit all seinen Gestalten und Geschichten. „Linie 1“ ist das erfolgreichste deutsche Musical und ein Exportschlager. Am Grips-Theater, an dem das Stück 1986 uraufgeführt wurde, wird das Musical bis heute gespielt. Seit über 30 Jahren also. \
WEITEREMPFEHLEN