„Preuswald-Siedlung aus einem Guss“, „Immer mehr Aachener wollen in der kleinen Stadt inmitten des Waldes wohnen“, „Siedlung mit allen Dingen, die das Leben angenehm machen“ – Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre war die Presse euphorisch, was den Neubau der Siedlung Preuswald betraf (Modell siehe Foto). Ein Ladenzentrum sollte entstehen, mit mehr Dienstleistungen, „als es früher in einem Dorf der Fall war.“ Zunächst gingen die Pläne auf. Das Wohnen im Preuswald war attraktiv, in der Nachkriegszeit gab es Platzmangel in den Städten und die Menschen wollten mit Licht und Luft im Wald wohnen. Doktoranden, Hochschulangehörige und Lehrer zogen in den Preuswald. Wer hier wohnen wollte, brauchte ein polizeiliches Führungszeugnis. Attraktives Aushängeschild war das 14-stöckige Hochhaus, ein „Zeugnis des modernen Bauens“.
Spuren des Verfalls
Heute, rund 30 Jahre nach der glamourösen Einweihung, ist nicht viel übriggeblieben vom strahlend-weißen Luxus-Wohngefühl. Von den Häusern im Preuswald bröckelt der Putz. Das Hochhaus an der „Altenburger 4“ ist Zeugnis des Verfalls. Die Klingelanlage monatelang defekt, die Flure dunkel und muffig, an den Wänden Schmierereien. Das zum Haus gehörende Schwimmbad könnte mehr als bloß einen neuen Anstrich gebrauchen. Geht man durch die Straßen der Siedlung, herrscht größtenteils Stille. Nur wenige Kinder spielen auf den übrig gebliebenen Spielplätzen, Menschen, die draußen die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings tanken, sucht man vergebens. Balkone haben Risse, eiserne Fassungen auf dem Boden vor den Haustüren warten auf neue Fußmatten, in Kellerabgängen verrottet Laub. Kein Supermarkt, keine Apotheke. Für mehr als 2.000 Menschen.
Dorothea Nyssing, Dora Ondracek und Hannah Dorner-Bachmann leben schon lange im Preuswald. Sie kennen jedes Haus, kennen alle anderen „Alt-Preuswälder“ beim Namen. Und sie fühlen sich eng verbunden zu ihrer Siedlung mitten im Grünen. Darum haben sie 2008 die „Initiative Preuswald“ mitgegründet und beobachten das Geschehen seitdem noch genauer. Sie zeigen auf Stellen, wo einst Spielplätze waren, jetzt Müllhalden und Gestrüpp, sie zeigen auf moosgrüne Fassaden und verwahrloste Gärten. Die drei Frauen sehen klare Ursachen für den Abwärtstrend der letzten Jahre. Eine große Mitschuld geben sie der Deutschen Annington.?
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