Hatte man am Tivoli doch in der jüngeren Vergangenheit nicht immer ein glückliches Händchen in Sachen Übungsleiter gehabt… Mit Peter Hyballa ist nun ein junger, hungriger Coach verpflichtet worden, der bereits sein halbes Leben lang „die Grammatik vorgibt“, wie der 34jährige selbst seinen Job beschreibt.
Peter Hyballa, was wussten Sie über Aachen, als sie das Engagement als Trainer angenommen haben? Wie ist der erste Eindruck?
Da fallen mir spontan ein paar Schlagworte ein: Karlspreis, CHIO, Alemannia Aachen, die RWTH…reicht das, um sich bei der Leserschaft beliebt zu machen? (lacht). Aachen gefällt mir bisher sehr, vor allem die Altstadt, die Cafés, das historische Ambiente. Als halber Niederländer schätze ich auch die euregionale Grenznähe, ähnlich, wie ich es aus meiner Heimatstadt Bocholt kenne.
Stichwort RWTH. Sie selbst haben in Münster studiert. Wie war der Student Peter Hyballa? Klassisches Uni-Leben mitgemacht?
Ich war sicher ein ganz normaler Student, nur mein Nebenjob hingegen war wohl eher ungewöhnlich: Während andere gekellnert haben, trainierte ich die U17 von Preußen Münster. Natürlich hat man es auch mal krachen lassen, wobei Münster nicht gerade der Party-Nabel der Welt ist (lacht). Ich hatte damals eine Freundin, die mir auch die Kultur näher gebracht hat: Theater, Museen, Konzerte… wenn ich aber ehrlich bin: Am Liebsten schaue ich mir immer noch ein Fußballspiel an. (Blättert im KLENKES) In Aachen muss ich mir mein Freizeitangebot erst noch erschließen, da bin ich durchaus gespannt.
Sie haben in der Vergangenheit hauptsächlich als Trainer im Jugendbereich gearbeitet. 2002 verschlug es sie als Coach nach in die ehemalige Kolonie Namibia in die dortige erste Liga. Das klingt nach einem abenteuerlichen Engagement.
Das kam auch durchaus kurios zustande. Eines Tages kontaktierte mich ein mir bis dahin völlig Unbekannter aus Namibia, wo ja auch heute noch viele Deutsche leben. Ich solle doch „mal runterkommen“, beim Club Ramblers Windhoek werde ein Trainer gesucht. Wie so oft siegte bei mir die Neugier, ich bestieg den Flieger, ohne genau zu wissen, was mich erwartet. Im Endeffekt bin ich ein Jahr dort geblieben und habe wertvolle und verrückte Erfahrungen gemacht (lacht).
Klingt so, als könnten sie schwer an einer Herausforderung vorübergehen.
Ich bin ungebunden, muss auf niemanden Rücksicht nehmen außer auf mich selbst. So konnte und kann ich mich den Herausforderungen stellen, wie ich es schon immer getan habe. Ich war in meiner bisherigen Trainerkarriere von Anfang an fast immer der Jüngste, und außerdem kein renommierter Ex-Profi, die es vermeintlich leichter haben. Wenn ich irgendwo ankam, hieß es: „ Wer ist das denn?“. Da muss man sich durchbeißen, mit Qualität überzeugen.
Am 20. August beginnt mit der neuen Saison auch die Karriere von Peter Hyballa als Bundesligatrainer. Nicht wenige erhoffen sich unter ihrer Leitung erfrischenden Offensivfußball niederländischer Prägung, eine Spielweise, die man zuletzt alles andere als häufig am neuen Tivoli geboten bekam.
Mein Verständnis von Fußball geht klar in diese Richtung. Wie die Fans bin auch ich gespannt, was kommt. Sicher kann kein Mensch in der Stadt solche Worte mehr hören, aber letztendlich müssen wir mit Leistung überzeugen, Ergebnisse liefern, den Fans ihre Alemannia wieder näher bringen, als es in den vergangenen zwei, drei Jahren der Fall war. Da liege ich mit Erik Meijer voll auf einer Linie. Zum Glück laufen hier ja trotz der aktuellen Umbruchsphase noch genügend Leute herum, die einem von den vergangenen Jahren berichten können (lacht).
Für wen hat eigentlich der Fussballfan Peter Hyballa als Kind geschwärmt?
Ich war Fan von Bayern München, aber wohl hauptsächlich wegen Roland Wohlfahrth, falls den noch jemand kennt…? (Bundesliga-Torschützenkönig 1989 und 1991, Anm. d. Verf.) Der kam wie ich aus Bocholt und wohnte sogar mal bei uns in der Nachbarschaft. Was waren wir Kids stolz…
Alexander Barth
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